Akt im Schloss - sinnlich & besinnlich
Der Akt ist eines der ältesten und faszinierendsten Motive in der Kunst. Bietet das Motiv des unbekleideten Körpers doch schier unerschöpfliche Möglichkeiten, die Sicht des Menschen auf sich selbst, seine Ideale, Ängste und Träume darzustellen.
Steinzeitliche Venusstatuetten sind erste, kultische Aktdarstellungen.
Muskulös, durchtrainiert – so stellten sich die Griechen den idealen männlichen Körper vor. Aktplastiken nehmen eine herausragende Stellung in ihrer Kunst ein.
Und Aktkunst polarisiert, denken wir nur an Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle. Dass das so ist, daran hat sich wohl nicht so viel geändert.
In dieser Ausstellung zeigen 7 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke zum Thema in unterschiedlichster Darstellungsform und verschiedenen Genres.
Frank Riederle, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Fotograf und Autor, bekannt als Poet und Musiker, präsentiert seine Werke hier im mittleren Raum.
Wer den Künstler kennt, weiß, dass er in seiner Arbeit oftmals über die übliche Art und Weise von Motivaufnahme und Ausbelichtung hinausgeht, indem er das Foto mit einer Kreation oder Applikation und manchmal auch mit einem Text, einer Botschaft kombiniert – und auf diese Weise eine ganz eigene Wirkung erreicht.
In seinen aktuell ausgestellten Bildern greift Riederle die täglichen, immer gegenwärtigen Paradoxien des Lebens auf und verleiht diesen eine bildliche Ausdrucksform: Die Sehnsucht nach Nähe und Vereinigung - und die Abwehr von Nähe; die Warnung (Trompete) und die Botschaft (Engel) in einem vereint, die wunderbare Rose, die ihrer Dornen bedarf.
Kulissen und Modelle stehen sowohl im Kontrast als auch im Einklang mit ihrem Umfeld. Riederle fotografierte zarte, filigrane, schöne und verletzliche Modelle in nostalgischer Kulisse;
starke, expressive, tätowierte Modelle in edler Kulisse;
ein zartes und sinnliches Modell in antiker romantisch-verspielter Kulisse, allesamt unverhüllt – ungeschminkt – nackt.
Die Künstlerin Brigitte Wolf aus Kaufbeuren stellt gemeinsam mit Johannes Wüst im ersten Raum aus. Nach ihrem Studienabschluss für das Lehramt an Gymnasien unterrichtete Brigitte Wolf die Fächer Biologie und Sport. Zeit und Muße für die Kunst hatte sie erst nach der Pensionierung. Seitdem bildet sie sich regelmäßig weiter. Aktuell nimmt sie am fünften Studienjahr bei dem Wiener Dozenten Bogdan Pascu teil.
In dieser Ausstellung zeigt die Künstlerin vier Akte, in denen sowohl ihre Fähigkeiten im Zeichnen als auch in der Malerei zum Ausdruck kommen. Sie versteht es, mit dem ihr charakteristischen Strich Emotion und Bewegung in Szene zu setzen. Dem Betrachter ist es dadurch möglich, die Intention der Künstlerin mühelos zu verstehen, sodass eine besonders direkte Form der Kommunikation zwischen Künstlerin und Betrachter möglich wird.
Im Triptichon Turn araound lässt Brigitte Wolf den Betrachter die Schönheit des männlichen Körpers durch die Linse eines Liebhabers oder einer Liebhaberin begreifen.
Der Silberrücken – auch hier widmet sich die Künstlerin wieder dem männlichen Körper, dieses Mal dem schönen Rücken, dem man als einen der wenigen Körperteile sein Lebensalter lange nicht ansieht.
Das Model stellt den weiblichen Körper in seiner reinen Form akzentuiert durch emotionsgebende Farbe dar. Position und Farbgebung erinnern an das Werk "Die Freiheit führt das Volk" von Eugene Delacroix. Der weibliche Körper wird Akt der Freiheit - auch durch seine Darstellung als Model.
Die Amazone - Bestechend an diesem Bild ist der Blick der dargestellten Amazone, obwohl ihr Körper gezeigt wird. Der Blick des Betrachters wird magnetisch angezogen von der Emotion im Gesicht der Frau, gleichwohl ist ihr schöner Körper nur Beiwerk, der Akt wird somit zum Nebenschauplatz. Die Amazone beherrscht die Situation selbst und wird nicht Opfer voyeuristischer Blicke.
Johannes Wüst aus Landsberg ist vielleicht noch aus unserer Herbstausstellung 2024 bekannt…
Von Beruf Architekt begann er erst 2022 mit dem Malen - und das mit großer Leidenschaft, sodass er sich schon bald als professioneller Künstler etablieren konnte. Johannes Wüst besuchte Kurse, probierte immer wieder neue Techniken aus und experimentiert mit verschiedenen Materialien.
Seit 2023 stellt Johannes Wüst seine Werke in Galerien aus und beteiligt sich erfolgreich an nationalen und internationalen Kunstwettbewerben.
Als Künstler versucht er, seine Arbeiten auf das Wesentliche zu reduzieren. Er arbeitet gern mit Öl und Kohle. Das Arbeiten mit Kohle erzeugt durch den Schwarz-Weiß-Kontrast ein dramatisches Spannungsfeld. In Kombination mit einem figürlichen Motiv führt dies zu einer Atmosphäre und Ästhetik ähnlich einer Schwarz-Weiß-Fotografie. Damit das Gemälde als Malerei erkannt wird, braucht es bei der Darstellung ein gewisses Maß an Abstraktion.
Um die volle Kontrolle zu behalten, arbeitet der Künstler mit selbst hergestellten Pigmenten und Medien.
In dieser Ausstellung präsentiert Johannes Wüst ein großformatiges Werk mit Stoffen hinter matt-schwarzem Acrylglas, Aktgemälde in Ölfarbe und viele Aktzeichnungen mit Kohle, Fineliner, oder Pastell aus den Aktzeichenkursen, die er organisiert.
Wer die Künstlerin Helene Schmidt kennt, weiß um ihre große Experimentierfreudigkeit und Fantasie. Bereits in ihrer ursprünglichen Heimat, dem rumänischen Banat, war Helene Schmidt als junge Künstlerin erfolgreich, Seit 1980 präsentiert sie ihre Werke in Ausstellungen in der alten und später der neuen Heimat. So stellte sie schon einige Male bei uns im Kunstkreis aus, sie beteiligte sich an Ausstellungen im Rahmen des Kunstvereins Mindelheim und auch in Kaufbeuren, wo sie seit 1990 lebt und arbeitet.
Als Malerin und Bildhauerin experimentiert Helene Schmidt in Öl, Acryl und mit Mischtechniken sowie mit Ton, Gips, und Keramik. Der menschliche Körper, auch als Akt, ist immer wieder ein Thema für die Künstlerin.
In dieser Ausstellung präsentiert sie von der schnellen 2-Minuten-Skizze a la Picasso bis hin zu gemalten Bildern Frauen-, Männer- und Doppelakte in verschiedenen Ansichten und Positionen: stehend, liegend, gedreht, einen sitzenden Männerakt sowie einen laufenden Doppelakt in Kohle/Acryl Mischtechnik sowie
Die Künstlerin verwendete für ihre Bilder verschiedene Techniken und Materialien, auch gemischt. Acryl, Kohle und Soft-Pastell, Graphit.
Für Angelika Lorenz ist die kreative Arbeit Ausdrucksform ihrer Seele.
Indem sie Bilder entwirft und mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken umsetzt, gelingt es ihr, aus jeglicher Art von Krisen wieder aufzutauchen, wie die Künstlerin selbst von sich sagt. Bis 2017 lebte und arbeitete sie als Sonderschulpädagogin in München, über eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin kam sie zur Kunst und zeigte ihre Werke immer wieder in kleineren Ausstellungen, heute lebt Angelika Lorenz in Bad Wörishofen.
Drei Werke mit rotem Hintergrund aus verschiedenen Materialien sollen eine Metamorphose zwischen figürlicher und abstrakter Darstellung verkörpern.
Die beiden Rückenaktbilder sind Variationen ein- und derselben Schablone. Wer genug Geduld hat, kann in den Text im Hintergrund des einen Bildes hineinlesen, einer Mischung aus freier Assoziation und Dadaismus.
In ihren Beitrag zu dieser Ausstellung bringt die Künstlerin auf besondere Weise Details aus ihrer Familie ein: Die Bilder sind von ihr selbst und im Stil so gestaltet, wie die Bilder, die ihr Bruder einst von ihr kaufte.
Die Rahmen und das Blattgold bekam sie von ihrem Vater und die verarbeitete Wolle von ihrer Mutter.
Das Glöckchen ist vom Schokoosterhasen, den ihr Sohn ihr einst schenkte.
Das Rückenaktmodell ist ein ehemaliger Partner und nun Herzensmensch.
Und - Die Plakate und Flyer für diese Ausstellung gestaltete ihr Cousin Christian Holzer.
Gina Borrmann lebt erst seit Kurzem in Mindelheim, ist jedoch hier im Umkreis keine Unbekannte. Nicht nur als langjähriges Mitglied des Landsberger Kunstvereins, dessen zweite Vorsitzende sie ist, auch als Mitglied der Künstlergilde Landsberg – Lech – Ammersee und des Kunstvereins Schwabmünchen sind ihre Werke immer wieder in Ausstellungen zu sehen.
Bei uns im Kunstkreis stellt Gina Borrmann das erste Mal aus, ihre Plastiken und Skulpturen fügen sich wunderbar in das Thema der Ausstellung ein und setzen Akzente. Ich werde die Künstlerin kurz vorstellen:
Gina Borrmann wurde im Erzgebirge geboren. Sie schloss ein Studium als Bauingenieurin ab und arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf als Bauleiterin. Nebenberuflich absolvierte sie ein fünfjähriges Grundlagenstudium zur dreidimensionalen Gestaltung des menschlichen Körpers bei Herbert Burschik in Eisenhüttenstadt sowie weitere Seminare in Berlin.
Nach einer Schaffenspause zog Gina Borrmann 2003 in die Schweiz; in den 10 Jahren, in denen sie dort lebte, lernte sie in unterschiedlichen Kursen die Arbeit mit neuen Materialien, Brennverfahren und Techniken kennen, unter anderem auch Stein. Sie war fasziniert davon, wie man die Unterschiedlichkeit der Materialien nutzen kann, um den Skulpturen und Plastiken mit verschiedenen Oberflächen noch mehr Ausdruck zu verleihen.
Gina Borrmanns Skulpturen und Plastiken sind Interpretationen von Erfahrungen, Gefühlen und Stimmungen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Mensch, aber auch aktuelle und geschichtliche Ereignisse sowie die Auseinandersetzung mit anderen Künstlern beeinflussen ihre Arbeit.
Fasziniert von der Formensprache und der Möglichkeit, die Welt als dreidimensionales Objekt darzustellen, versteht die Künstlerin ihre Werke als plastische Momentaufnahmen, welche sich durch eine Synthese von Material, Form, Oberflächenstruktur und Verfahrenstechnik auszeichnen.
Johann Jörg, der Maler Eschenlohe hatte auch für diese Ausstellung die Idee und erstellte das Konzept dafür.
In dieser Ausstellung zeigt der Maler Aktgemälde der letzten 10 Jahre und setzt damit die Entwicklung seiner Malerei in Farbe und Form ins Bild.
Die gezeigten Bilder sind nicht chronologisch geordnet, sondern Farbgebung und Bildstimmung stehen im Vordergrund der Präsentation.
Eschenlohe hebt in seinen Bildern die Persönlichkeit des Motivs FRAU in ausdrucksvollen Farben hervor, gemalt in der für ihn bezeichnenden expressiven Malweise mit impressionistischen Elementen, sinnlich oder besinnlich – je nach Situation.
Seit 10 Jahren stellt der Künstler seine Menschenbilder nun bereits aus - und von Beginn an sind Aktgemälde ein großes Thema in der Eschenlohemalerei, eine Kunstausdrucksform, die schon historisch sowohl auf Bewunderung als auch auf Ablehnung stößt.
Auch Eschenlohes Bilder sollen provozieren, langweilig mag es der Künstler nicht. Wenn die Betrachter über seine Bilder sprechen und nachdenken, sieht der Künstler sein Anliegen erfüllt.
Über die eigenen Gemälde hinaus stellt Eschenlohe dieses Mal einige Bilder aus unserer Privatsammlung aus, die thematisch zur Ausstellung passen.
Urheberrecht:
Fotos von Gina Borrmann, Barbara Mesenburg, Johann Jörg Text von Kathrin Jörg


